Ausstellung

Samuel Jessurun de Mesquita Fantasien

Samuel Jessurun de Mesquita (1868 – 1944) ist einer der wichtigsten niederländischen Künstler der Moderne. Er war ein ausgezeichneter Grafiker und hinterließ ein umfangreiches Schaffen. 1944 wurde sein Amsterdamer Atelier durch die Nationalsozialisten verwüstet. Er und seine Familie wurden Opfer der Shoa. Die Ausstellung widmet sich neben seinen berühmten Tier- und Pflanzenbildern vor allem seinen bisher weniger bekannten, satirisch-grotesken Fantasien.

Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Sammler Christian Ortwin Wolters (Borken) konzipiert und realisiert.

Laufzeit
11. Dezember 2021 - 29. Mai 2022

Über die Niederlande hinaus gerühmt ist de Mesquita für seine teils großformatigen Holzschnitte von Tieren und Pflanzen, von denen bedeutende Exemplare in der Ausstellung gezeigt werden. Diese konsequent aus der Fläche, der fließenden Linie und mit Sinn für die ornamentale Wirkung entwickelten Bilder bestechen noch heute in ihrer Virtuosität.

De Mesquita schafft neben diesen grafischen Einzelblättern sein ganzes Leben hindurch in großer Zahl teils bizarre und teils humorvolle Arbeiten, die er selbst als „Fantasien“ bezeichnet. Diese wenig beachteten aber umfangreich überlieferten und teilweise noch unveröffentlichten Werke stehen im Zentrum der Ausstellung im FARB in Borken, die aus dem reichhaltigen Fundus der Sammlung Christian Ortwin Wolters zusammengestellt wurde. Die „Fantasien“ zeigen satirisch überzeichnete Alltagssituationen, Träume oder skurril-fantastische Personen. Ohne Titel und ohne festen Plan bis zu seinem Tode täglich „niedergeschrieben“, sind diese karikaturistisch anmutenden Bilder menschlicher Seelenzustände bedeutungsoffen und zugleich von packender Unmittelbarkeit.

Samuel Jessurun de Mesquita wird in Amsterdam als 3. Kind sephardisch-jüdischer Eltern geboren. Er lernt zunächst in einem Architekturbüro das Zeichnen, studiert ab 1885 an der Kunsthandwerk-Fachschule und absolviert ab 1886 eine Lehrerausbildung. Seine künstlerische Karriere beginnt er als Maler, Zeichner und Designer. 1893 wechselt er zur Druckgrafik. Von 1902 bis 1926 und von 1933-1937 ist er Lehrer für Zeichnen und druckgrafische Techniken in Haarlem und Amsterdam. Der Erfolg de Mesquitas beginnt bereits vor 1900, denn die Pariser Galerie „La Maison du Art Nouveau“, wo auch Felíx Vallotton und Edward Munch gezeigt werden, stellt ihn aus. Später gibt der Kunsthändler Johannes H. de Bois mehrere Grafikmappen mit seinen Werken heraus. Ab 1940 lebt de Mesquita zurückgezogen. In der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar 1944 werden er und seine Familie gewaltsam aus ihrer Amsterdamer Wohnung geholt und deportiert. Samuel und seine Frau werden in Ausschwitz ermordet, sein Sohn Jaap stirbt in Theresienstadt. Freunde und Schüler de Mesquitas, darunter M.C. Escher (1898-1972), retten Teile seines Werkes aus der verwüsteten Wohnung für die Nachwelt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Der Katalog und die Ausstellung wurden gefördert von der Sparkassenstiftung für den Kreis Borken