Bürger Schützen Borken
1323 – 2023
Ein Projekt zwischen Tradition und Moderne
Projektlaufzeit: 13. Juni 2022 – 11. Februar 2024
2023 jährt sich die Ersterwähnung der Borkener Bürgerschützen zum 700. Mal.
Seit Juni 2022 arbeiten das FARB Forum Altes Rathaus Borken und der St. Johanni Bürgerschützenverein sehr eng zusammen, um die Jubiläumsfeierlichkeiten mit verschiedenen Projekten zu begleiten. Ziel war beidseitig, eine traditionsbewusste, aber auch moderne Aufarbeitung der Schützentradition in Borken in den Fokus zu stellen. Ergebnis dieser Überlegungen sind vier Projektbausteine, die seit August 2023 die Stadt bereichern.
Ausführlicher Hintergrund
Eine Reise durch Borkens Schützenkultur. Das Projekt aus Sicht das Museumsteams
2023 jährte sich, nach der Überlieferung des 19. Jahrhunderts, die Ersterwähnung der Borkener Schützen zum 700. Mal. Dieses Jubiläum war für den St. Johanni Bürgerschützenverein Borken e.V. und das Team des FARB Forum Altes Rathaus der Anlass, sich in einem gemeinsamen Projekt der Schützengeschichte und -kultur zuzuwenden.
Anders als zu solchen Jubiläen üblich war es ausdrücklicher Wunsch des Schützenvereins und des Museumsteams keine weitere Chronik vorzulegen, sondern sich künstlerisch-kreativ dem Thema zu nähern. Die in der Vereins- und Festkultur der Stadt fest verankerten Schützenfeste sollten in ihrem Facettenreichtum auch außerhalb der Schützensaison dauerhaft erfahr- und erlebbar werden. So war das Ziel der gemeinsamen Arbeit umrissen.
Das Wissen über die Borkener Schützentradition, vor allem aber die damit verbundenen Emotionen sowie die Bedeutung des Schützenwesens für die Gegenwart der Stadtgesellschaft sollten mit künstlerischen Mitteln und modern kuratiert bearbeitet werden. Die handlungsleitenden Ideale der Schützenvereine, Heimatliebe und Bürgersinn, standen im Zentrum des Projekts. Heimat kann Verbindung zu Orten, Menschen und Emotionen gleichermaßen evozieren und damit zu einem wichtigen Ankerpunkt werden, der Halt in schnelllebigen Zeiten verspricht. Für den Schützenverein sind die heimischen Bräuche mehr als nur Ausdruck eines Traditionsbewusstseins. Das Vereinsleben schafft ein ausgeprägtes Zugehörigkeitsgefühl und ist identitätsstiftend. Die Relevanz der Schützenkultur für ein soziales Miteinander, für die Schaffung von Gemeinschaft sinnlich erlebbar zu machen, war daher das Ziel des Projekts.
Im Spannungsfeld zwischen dem emotional gefärbten Blick des Vereins und der wissenschaftlichen Distanz von uns Museumsmitarbeiterinnen mussten sich beide Seiten erst einmal (auch emotional) annähern, um das Beste aus beiden Perspektiven zu vereinen. Geholfen haben dabei sowohl die ansteckende Fröhlichkeit des Schützenfestes von 2022, an dem wir als Gäste teilnahmen, als auch die zahlreichen sehr offenen Gespräche mit der Schützen-Arbeitsgruppe, die Experten für ihre Schützenkultur und den Wert, Ablauf und Sinn der Schützenbräuche sind. Schon sehr frühzeitig im Arbeitsprozess haben wir darüber hinaus zwei Kunstschaffende, die Schauspielerin, Texterin und Regisseurin Sina Ebell (Gelsenkirchen) und den Medienkünstler David Loscher (Karlsruhe) in das Projekt mit einbezogen.
So haben wir den von Anfang an gewünschten künstlerischen und emotionalen Zugang besonders stark machen können. Ergebnisoffenheit, Neugier und der Wunsch, möglichst viele Menschen mit ihrem Beitrag am Projekt teilhaben zu lassen, haben die gesamte Arbeit geprägt. Eine wichtige Etappe waren die im November 2022 veranstalteten Schützentage im FARB. Als offenes Haus haben wir Schützen und Schützinnen sowie die gesamte Bürgerschaft eingeladen, mit uns ihre Gedanken, Emotionen und Erinnerungen zu teilen und ins Museum im FARB alle privaten oder vereinseigenen Gegenstände mitzubringen, die mit dem Schützenbrauch verbunden sind. An den Schützentagen nahmen auch die Kunstschaffenden Sina Ebell und David Loscher sowie der Fotograf Ole Kristian Heyer teil, die außerdem rund um die Schützentage zwei Wochen lang Interviews und Vor-Ort-Recherchen durchführten. Die Ernsthaftigkeit und Offenheit, mit der wir die mitgebrachten Objekte erfassten und als Leihgaben aufbewahrten sowie den erzählten Geschichten zuhörten und diese in Interviews sammelten, hat auf Seiten der Schützen für Annäherung und viel Vertrauen gesorgt.
Mit den Schützentagen 2022 und den Vor-Ort-Recherchen war die Grundlage für die Realisierung der vier Teilprojekte gelegt. Das nun in Fülle vorhandene Material wies uns den Weg in die Ausgestaltung der Ideen. Aus einer Ideen- und Wunschliste entwickelte sich so langsam ein vierteiliges Projekt, dessen Ergebnisse die Stadt, so hofften wir, nachhaltig bereichern.
In Zusammenarbeit mit dem Designstudio Drasdos (Düsseldorf) entstand eine, alle Teilprojekte zusammenbindende Gestaltung, welche mittels eines modernen Farbkonzepts, eines allgemeingültigen Keyvisuals und eigens entwickelter Kulissen-Elemente für einen visuellen und erzählerischen Zusammenhang aller Teilprojekte und Präsentationsräume sorgte.
Mit unseren Ideen konnten wir auch viele Fördergeber und Sponsoren überzeugen. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung durch den Heimat-Fond des MfHKBG des Landes NRW, die LWL-Kulturfonds, die Sparkassenstiftung für den Kreis Borken und die Stadtwerke Borken.
Dr. Britta Kusch-Arnhold und Denise Trump M.A.
Die vier Projektbausteine im Überblick
Hörstück
Hologramm
St. Johanni von A bis Z (temporär)
Ausstellung "Bürger Schützen Borken. 1323-2023" (temporär)
Ausstellungsplakat