Der Holkensturm

Borkens neue Kultur- und Ausstellungsfläche
Seit der Wiedereröffnung des Holkensturms Anfang Februar werden dort auf den drei Etagen Exponate aus der Sammlung des FARB Forum Altes Rathaus Borken gezeigt.
Der Anfang des 15. Jahrhunderts errichtete Holkensturm diente einer Borkener Legende nach dem Stadtkommandanten Holkens als Wohnung, nach dem der Turm benannt ist. Ursprünglich war er mit einer beeindruckenden, gotischen Dachkonstruktion versehen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde auf der Rückseite des Turms ein Wohnhaus angebaut, aus dieser Zeit stammt auch das Eingangsportal, das unter den fünf noch erhaltenen
Stadttürmen eine Besonderheit darstellt. Ende der 1980er Jahre wurde das Wohnhaus abgerissen und der heutige Parkplatz errichtet, der sich an Stelle des ehemaligen Wassergrabens vor der Stadtmauer befindet.
In den 2010er Jahren zeigten sich zahlreiche statische Probleme am Turm weshalb das Gebäude zeitweise unter anderem mit schweren Metallringen gesichert wurde. Innen und außen waren zu dieser Zeit tiefe Risse in den
Wänden des Turms zu sehen, die erst nach dem Setzen des Gebäudes geschlossen werden konnten.
Der Gesamtprozess
Bis Ende 2026 sollen die Stadttürme umfangreicher als bisher für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dabei befinden sie sich in stark unterschiedlichen Zuständen. Im Vordergrund der Maßnahmen steht die Geschichtsvermittlung: Als stumme Zeugen der Borkener Stadtgeschichte über Jahrhunderte hinweg, sollen die Türme aus verschiedenen Perspektiven aus der bewegten Historie der Kreisstadt berichten. Die Türme werden in das blau-rote Leitsystem der Innenstadt integriert und von außen mit zeitgemäßen Vermittlungsangeboten wie Informationstafeln und multimedialen Stationen erlebbar gemacht. Eine Umsetzung der Vermittlungselemente ist für Ende 2025 geplant.
Die Gesamtmaßnahme wird gefördert vom:







Neue Innenarchitektur
Das Erdgeschoss kann nun flexibel für Lesungen und Treffen genutzt werden. Rundum zieht sich eine sogenannte Shakerleiste, die nach einem historischen Vorbild dazu diente, allerlei Gegenstände zu lagern und den oftmals knapp bemessenen Wohnraum flexibel gestalten zu können. Durch die Galerieschienen entlang der Wände können in allen Geschossen Bilder platziert werden, die Beleuchtung kann entsprechend angepasst werden. Im ersten Obergeschoss bilden der Kamin und die Sitznischen eine einladende, historische Atmosphäre zum Verweilen, während das zweite
Obergeschoss durch seine zurückhaltende Gestaltung die Kunst für sich sprechen lässt.
Einblicke in das Gesamtkonzept

Exponate aus der Stadtgeschichtlichen Sammlung
Die Ausstellung aus den Beständen der stadtgeschichtlichen Sammlung Borken beginnt im Erdgeschoss mit einem Aquarell von Carl Determeyer, das den Holkensturm noch mit neugotischem Turmaufsatz vor dem zweiten Weltkrieg zeigt und die historische Dimension der ehemaligen Stadtbefestigung unmittelbar vor Augen führt.
Erstes Stockwerk
Das erste Obergeschoss führt noch weiter zurück in die Frühzeit Borkens. Archäologische Grabungen, aber beispielsweise auch Zufallsfunde bei Bauarbeiten förderten immer wieder wertvolle Bodenfunde zutage, die Aufschluss über das frühe Leben in Borken vor vielen hunderten, gar tausenden Jahren geben. Viele dieser Funde sind so bedeutend, dass sie dauerhaft bei der LWL-Archäologie in Münster aufbewahrt werden. Die hier ausgestellten Objekte aus stadteigenen Beständen zeigen eine exemplarische Auswahl, die von der Steinzeit bis ins Mittelalter reicht.
Zweites Stockwerk
Das zweite Obergeschoss vollzieht den zeitlichen Sprung in die Gegenwart. Kunst und Kultur prägen die Stadt bis heute. Exemplarisch zeigen die Fotografien des gebürtigen Amerikaners und späteren Wahl-Borkeners John J. Bellicchi Altbekanntes aus ungewöhnlicher Perspektive. In der Serie »Watercolours / Reflections / Borken« wird die Gegend rund um den Stadtpark in den Wasserspiegelungen der umliegenden Gewässer neu entdeckt.

Borken durch die Zeit - Archäologie im Holkensturm



Archäologie ist die Lehre von den Altertümern, die die menschliche Vergangenheit und Entwicklung erforscht, indem sie materielle Überreste untersucht. Zu diesen Überresten können Werkzeuge, Gebäude, Grabstätten, Schmuck, Münzen und Haushaltsobjekte gehören. Dinge, die in der Vergangenheit vergessen oder als Abfall zurückgelassen wurden, können heute spannende Einblicke in das Leben unserer Vorfahren gewähren. Gerade für Zeiten aus denen keine, oder nur wenige, schriftliche Aufzeichnungen überliefert sind, bieten archäologische Objekte eine Möglichkeit, ein größeres Verständnis von der Geschichte der Menschheit und ihrer Entwicklungen, wie Technologien, Kunst und sozialen Strukturen, zu entwickeln.
Archäologische Artefakte transportieren handfeste Hinweise darauf, wie sich die verschiedenen Kulturen in der Vergangenheit verstanden haben, was ihnen wichtig war und wie sie ihren Alltag bewältigt haben. In Westfalen eröffnet die Archäologie einen Einblick in eine Region, die über Jahrtausende von verschiedenen Kulturen geprägt wurde. Auch in Borken lassen sich viele Spuren der Geschichte im Boden finden. Gerade im Bereich der Stadtbefestigung, zu der auch die Türme gehören, kam es, oft im Zuge von Baumaßnahmen, zu Ausgrabungen und interessanten Funden. Aber auch auf dem Marktplatz, bei der Umgestaltung der Fischtreppe an der Aa und in den Ortsteilen konnten bereits spannende Ausgrabungen stattfinden. So gewähren die hier ausgestellten Objekte zum Beispiel Einblicke in das Handwerk der Jungsteinzeit oder die im Mittelalter genutzte Keramik.

Moderne Perspektiven auf Borken - Watercolors von John Bellicchi
JOHN BELLICCHI
* 31. Juli 1944 † 13. Januar 2021
Watercolors / Reflections / Borken
2015 — 2020
Stadtgeschichtliche Sammlung Borken
Zur Person
John Bellicchi wurde in Florida, USA, geboren. Er studierte Malerei, Zeichnung und Lithografie an der Art Students League in New York sowie orientalische Medizin und Philosophie in Brookline, Massachusetts. 1972 machte er sich als Grafikdesigner selbstständig und war seit den 1980er Jahren auch als Seminarleiter und Coach tätig. Seit 2015 in Borken, gestaltete Bellicchi die Kulturszene seiner neuen Wahlheimat durch eine Vielzahl künstlerischer Projekte mit.
Zum Werk
Immer wieder hält Bellicchi besondere Momente der Natur in Borken und Umgebung mit seiner Kamera fest. In der hier präsentierten Auswahl aus der Serie »Watercolors / Reflections / Borken« hält er Spiegelungen und Bewegungen im Wasser des Döringbachs und der Borkener Aa rund um den Stadtpark fest. Die Bewegungen des Wassers, die Wechselwirkung von Licht und Schatten und der ungewohnte Blick auf vermeintlich Bekanntes prägen die Sichtweise des Künstlers, der die Welt um sich herum immer wieder neu zu begreifen suchte.
Durch die städtische Kulturförderung ist ein Teil des Nachlasses in den Bestand der Stadt Borken übergegangen.
Das fotografische Projekt »Watercolors« widmete Bellicchi dabei 2020 » allen Borkener Bürgern als Zeichen der Wertschätzung «.
„Es ist unglaublich, was sich in einer kleinen Pfütze spiegelt!"
John Bellichi


